Der Bestatter übernimmt für die Hinterbliebenen alle organisatorischen Dinge, wie die Gestaltung der Trauerfeier und Behördenformalitäten. Im Gespräch mit Trauernden ist darüber hinaus besonderes Einfühlungsvermögen gefragt.
Von SZ-Mitarbeiterin
Gitte Diener
Saarbrücken. Michael Sauter meldet sich gut gelaunt am Telefon. Welchen Beruf der 24-Jährige ausübt, ist so schnell nicht zu erraten. Michael Sauter ist angehender Bestattungsfachmann. Wie er dazu kam, ist eher ungewöhnlich: „Während der letzten Jahre meiner Schulzeit habe ich für
einen Bestatter Gräber ausgehoben, um Geld zu verdienen“, erzählt er. Im Laufe der Zeit lernte er andere Aspekte des Berufes kennen, war zum Beispiel bei Überführungen von Verstorbenen dabei und tröstete Trauernde in vielen Gesprächen. „Berührungsängste mit einem Leichnam hatte ich nie. Man sollte sich vor Augen führen, wie viele Berufe es gibt, die in Kontakt mit einem toten Körper kommen: Polizisten, Sanitäter, Feuerwehrleute, Ärzte und Pfleger. Während bei Pflegekräften über einen langen Zeitraum eine Bindung entstanden ist, entfällt dieser belastende Punkt für Bestatter“, merkt Sauter an.
Nicht abschreckend
Für seinen Freundeskreis war seine Tätigkeit nie abschreckend, sondern immer interessant. Diese Reaktion bestätigt auch Hubert Laubach. Laubach ist Bestattungsunternehmer in Saarbrücken und stellvertretender Vorsitzender des Bestatterverbandes Saarland: „Es gibt wohl kaum einen Beruf, der in diesem Maße die Neugier der anderen weckt. Wenn ich neue Menschen kennenlerne und sie mich nach meinem Beruf fragen, gebe ich ihnen mit dem Satz ‚Ich bin Erdmöbelverkäufer‘ eine Denksportaufgabe auf.“
Wie vielfältig das Arbeitsfeld ist, bleibt dem Blick von außen meist verschlossen. „Kaum jemand macht sich darüber Gedanken, wie viel Hintergrundwissen ein Bestatter haben muss“, bemerkt Hubert Laubach. „Jeder Friedhof hat eine eigene Satzung. Das bedeutet für den Bestatter immer wieder unterschiedliche Gebühren für Gräber. Außerdem dürfen nur bestimmte Sargmaterialien verwendet werden“, ergänzt er.
Einfühlsame Berater
Hinzu kommen Kenntnisse rund um die Trauerzeremonien, die je nach Religionszugehörigkeit des Verstorbenen und nach Bestattungsart variieren. Scheinbare Kleinigkeiten wie die Gestaltung des Schmucks auf dem Sarg gehören ebenso dazu wie das Erledigen von Behördenformalitäten und das Verfassen von Traueranzeigen und Danksagungen.
Vor allem aber fungiert der Bestatter als Ansprechpartner der Angehörigen: „Sie vertrauen uns ihr Liebstes an. Das erfordert im Gespräch besonders eines: Fingerspitzengefühl“, schildert Laubach die besonderen Anforderungen. Für seinen Beruf hält er eine gewisse Lebenserfahrung deshalb für unerlässlich. „Darüber hinaus haben sich speziell Frauen in meinem Unternehmen bewährt, weil sie sich oft als feinfühliger im Gespräch mit den Trauernden erweisen“, fügt er hinzu. Seit einigen Jahren spielt zudem die Vorsorgeberatung eine immer größere Rolle. „Seit dem Wegfall des Sterbegeldes am 1. Januar 2004 ist die Beerdigung noch stärker zu einer finanziellen Frage geworden. Immer mehr Menschen wollen zu Lebzeiten den späteren Hinterbliebenen dieses Problem abnehmen“, so Laubach.
Die dreijährige Ausbildung zur Bestattungsfachkraft existiert erst seit 1. August 2003. Sie wird mit einer Prüfung vor der Handwerkskammer abgeschlossen und findet sowohl im Betrieb als auch in der Berufsschule statt. „Während es vorher üblich war, dass Schreiner nebenher Bestatter waren, soll diese Ausbildung eine einheitlich hohe Qualität im Beruf garantieren“, erklärt Hubert Laubach. Darüber hinaus bestehe durch die Einordnung des Berufs ins handwerksähnliche Gewerbe, mag es auch überraschend sein, die Möglichkeit, aufbauend eine Meisterausbildung zu absolvieren.
Bundesweit findet der Berufsschulunterricht in der Staatlichen Berufsschule im unterfränkischen Bad Kissingen statt. Die Auszubildenden wohnen in dieser Zeit vor Ort. Das theoretische Wissen, das dort vermittelt wird, umfasst zum Beispiel die Verwaltung und Pflege von Friedhöfen,
betriebswirtschaftliche Abläufe im Bestattungsunternehmen sowie Gesprächsführung und Trauerarbeit. An die Berufsschule ist in Münnerstadt Deutschlands einziger Lehrfriedhof angegliedert. Dort erlernen die Auszubildenden unter anderem die Ausrichtung von Trauerfeiern.
Ansehen hat sich gebessert
Obwohl es nun eine anerkannte Ausbildung für den Beruf des Bestatters gibt, „wird dies keine Heerscharen von Auszubildenden nach sich ziehen“, so Laubach. Der Auszubildende Michael Sauter teilt diese Einschätzung. Auch wenn er ergänzt, dass sich „das Ansehen des Berufs stark verbessert hat – vom Totengräber zum modernen Dienstleister“.
Auf einen blick
Während der dreijährigen Ausbildung zum Bestatter staffelt sich der monatliche Brutto-Lohn von 320 Euro im ersten Jahr bis 420 Euro im letzten Jahr. Hinzu können Extraeinkünfte für Nachtund Bereitschaftsdienste kommen. Eine Weiterqualifizierung wird mit der Ausbildung zum Bestattermeister (Funeralmaster) angeboten.
Wer sich für den Ausbildungsberuf Bestattungsfachkraft interessiert, findet Informationen im Internet unter www.bestatter.de, der Internetpräsenz des Bundesverbandes Deutscher Bestatter.
Ansprechpartnerin beim Bundesverband in allen Ausbildungsfragen ist Martina Bongartz, Volmerswerther Straße 79 in 40221 Düsseldorf, Tel.: (0211) 1600822, E-Mail: bongartz@bestatter.de.